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Ausgewählte Texte aus dem Nachlass des Publizisten Roger Willemsen (1955-2016), anhand derer er sich dem Wesen der Musik und insbesondere des Jazz nähert.

 

Grillparzers Bonmot "Beschriebene Musik ist wie ein erzähltes Mittagessen" trifft auf Willemsens aus dem Nachlass veröffentlichte Texte ganz und gar nicht zu, im Gegenteil: Seine Werkbeschreibungen aus Jazz und Klassik sind kleine Etüden, Bagatellen in feinster bilderreicher Schreibe, frei von Fachjargon, durch die man hinterher mehr und anders hört. Manipulativer Einsatz von Musik als konsumflankierender Geschmacksverstärker, aber auch als Soundtrack einer Zeit, eines Lebensabschnitts finden Erwähnung, aber grundsätzlich ist "die Stille der Zustand, aus dem Musik entsteht". Insa Wilke hat die Texte in fünf Kapitel unterteilt: "An die Musik" mit Besprechung einzelner Titel, "Porträts" von Coltrane, Kliegel u.a., "Klassik und Jazz" verwischt Grenzlinien in erstaunlichen Gegenüberstellungen, "Unterwegs" unternimmt Fernreisen z.B. zu äthiopischer und afghanischer Musik und "B-Seite" enthält gnadenlos gute Texte über Volksmusik ("Zwingburg der guten Laune"), über Helene Fischer ("Wir Helenisten") oder Modern Talking (Thomas Anders als "Bei-Bohlen"). Ein beglückendes Buch nicht nur für Musikliebhaber.