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Die durchökonomisierte Welt des Rotlichts ist eine Männlichkeitsdomäne, bedient Männerfantasien. Umso irritierender, wenn dort eine Frau als "Sehende und Handelnde statt Betrachtete und Benutzte" auftaucht. Nora Bossong (Jahrgang 1982) hat es gewagt.

 

"12,5 Prozent aller Webseitenaufrufe zielen hierzulande auf Pornografisches ab", bedienen Männerfantasien, sind Teil eines "ungeheuren Normierungsdrucks der modernen Gesellschaft auf das Individuum" (Foucault) - dem auch Bücher wie die "Shades of Grey" zuzurechnen sind. Normbildend auch die durchökonomisierte Welt des Rotlichts, eine "Männlichkeitsdomäne". Entsprechend hätte Bossong (Jahrgang 1982,) nicht gewagt, ohne männliche Begleitung in einer Tantra-Massagepraxis, einem Kontaktkino mit Gang Bang Area, einem Laufhaus, einem Swinger-Club, einem sogenannten "FKK-Club", einem Stundenhotel, auf dem Straßenstrich oder einer Sexmesse "Sehende und Handelnde statt Betrachtete und Benutzte" zu sein. Ihre Reflexionen über das Erlebte und was es bei ihr veränderte, verorten Prostitution sowie "all die omnipräsenten Fantasien einer männlichen Lustdominanz" houellebecqsch neu. Sie "möchte etwas über Lust erfahren", entblößt sich aber nicht, schweigt über diese Erfahrung mit ihrem eigenen Körper. Ein nachdenkliches Glanzstück, ohne gesellschaftskritische bzw. feministische Pose.