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Um die Verse und Minnelieder der Dichterinnen und Dichter des Hochmittelalters einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben die Herausgeber Übertragungen in heute verständliches Deutsch von mehr als 60 Lyrikerinnen und Lyrikern in diesem Band versammelt.

 

Im Vergleich zu den Anthologien, die altgermanistisch fundierte textgetreue Übersetzungen enthalten, sind Zusammenstellungen von dichterisch neu schöpfenden Minnesang-Übertragungen selten. Zu Letzteren zählt dieser Band, in dem sich heutige Autoren auf ganz unterschiedliche Weise der alten Texte annehmen und sie in unser heutiges Deutsch übertragen, kreativ bearbeiten oder assoziativ neu schöpfen. Vorangestellt sind eine Einführung in den Minnesang und ein Vorwort, in dem Ursprung, Sinn und Herausforderungen des Buchprojekts dargelegt werden. Es erfordert einiges an Ausdauer, um einen Zugang zu bekommen zu den auch in der neuhochdeutschen Übertragung oft fremdartig anmutenden, literarästhetisch stark verdichteten Texten. Ob der Band einen ähnlich großen Leserkreis erreicht wie leichter fassbare Liebesgedichte, etwa die eines Erich Fried oder Robert Gernhardt? Für Leser, die sich sowohl für den Minnesang als auch für anspruchsvolle zeitgenössische Liebeslyrik interessieren, stellen diese über mehr als 800 Jahre hinwegreichenden Dichterbegegnungen jedenfalls ein lohnendes, eindrückliches Leseerlebnis dar.